GESCHICHTE DES WASSERSCHLOSSES
Schloss Unsleben gehört zu den bedeutenden Kulturdenkmälern in der Region. Es wurde 1160 erstmals urkundlich erwähnt.
Über die frühe Bauzeit des Wasserschlosses können nur Vermutungen angestellt werden.Sicher ist, dass Unsleben ein Beamtensitz (Ministeriale) war und die „Burg“ an Stelle der heutigen alten Kirche stand.
Dies zeigen auch die bis ins 19. Jahrhundert hinein zum Schloss gehörigen sog. Untertanenhöfe rund um die Kirche.
Der Sitz der Unslebener Ministerialen wurde zu einer nicht mehr sicher zu bestimmenden Zeit an den jetzigen Ort als Wasserschloss erbaut. Das älteste Datum an einem Schlossgebäude ist das Jahr 1525 am Kellereingang zum alten Schlossgebäude. Die Verlegung dürfte schon im 15. Jahrhundert in Angriff genommen worden sein, vermutlich von den Truchseß von Wetzhausen (wahrscheinlich unter dem „reichen Karl“ oder seinen Söhnen um 1450), die in der zweiten Hälfte des 15.Jahrhunderts bis 1571 die Schlossherren hier waren, nachdem der „reiche Karl“ um 1430 mit seiner Familie nach Unsleben gezogen ist und hier das Erbe aus dem Besitz der von Kere und der von Brende, wahrscheinlich auch der von Usleibe angetreten hat.
Die Obergeschosse des Nordflügels wurden anfangs des 16. Jahrhunderts als Fachwerk auf das ältere Untergeschoss aufgesetzt. Die Tochter Ursula des letzten Truchseß, Wilhelm III, heiratete 1571 Wilhelm Sebastian von Spessart. Unter den Spessart wurde das Schloss im 17. Jahrhundert weiter ausgebaut. 1613 entstand der Wassergraben und Bering mit den Rundtürmen, auch noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde gebaut, die Kapelle, der Südflügel und Schlosstor 1736.
Der Westflügel wurde 1833 von Joseph Heinrich Peter Otto Freiherr von Habermann (1788-1855) als Barockbau ausgebaut. Er war es auch, der das Schlossgut aus der jahrhundertealten Verpachtung zurück in die Eigenbewirtschaftung nahm, der das vorhandene Brauhaus für den Eigenbedarf in eine gewerbliche Brauerei ausbaute, der den Felsenkeller bauen ließ, mit der Landwirtschaft einen Meiereibetrieb aufbaute, der sich auf die Produktion von koscherem Käse spezialisierte. In Verbindung mit der Brauerei wurde auch eine Brennerei und Essigfabrikation betrieben. Als weiterer Erwerbszweig wurde um die Mitte des 19. Jahrhunderts eine Bäckerei betrieben. Um diese Zeit wurde auch die „Schenke“ vom ursprünglichen Erbauer angekauft und als Gastwirtschaft „Zur Krone“ geführt.
Die Eisweiher und der Eiskeller wurden erst kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert von den Brüdern Gustav und Hugo (dem Älteren) von Habermann erbaut, der letzten Generation, die alles noch in eigener Regie betrieben hat. Sie haben auch den Schlosshof, die Ställe, Scheunen und Remisen nach dem Brand von 1885 großzügig aufgebaut.
Nach dem Tode von Gustav Freiherr von Habermann 1919 mussten die beiden noch sehr jungen Brüder Philipp und Hugo die Wirtschaft übernehmen und mit einem Verwalter führen. Ihr Onkel, Hugo der Ältere, konnte ihnen dabei nur wenig zur Seite stehen. Er war als Maler und Professor der Kunstakademie in München tätig. Nach kurzer Zeit wurde in der großen Inflation der Zwanziger Jahre die Brauerei verkauft. Die Landwirtschaft wurde noch einige Jahre mit einem Verwalter fortgeführt und dann wie in früheren Zeiten wieder verpachtet. Der letzte Verwalter, Franz Widmann übernahm 1931 das Schlossgut als Pächter bis 1972, zuletzt sein Sohn Heinz. Der Pächterfamilie Widmann folgte als Pächter Matthäus Wassermann, der die bis dahin an die Unslebener Bauern verpachteten weiteren rund 40 ha zurücknahm und den Betrieb viehlos bis 2008 führte.
Zum Schloss gehörten ursprünglich zwei Mühlen, die obere direkt am Schloss gelegene und die untere, auch heute noch als Schlossmühle bekannt. Als die Habermanns das Schloss übernahmen, waren beide Mühlen schon verkauft.
Zum Schloss gehörte auch eine kleine Gärtnerei, die in den Dreißiger Jahren an Fritz Förster verpachtet wurde, dessen Enkel sie heute noch nutzen, auch wenn inzwischen ein neuer Betrieb im Eigentum der ursprünglichen Pächterfamilie aufgebaut wurde.
Das Schloss diente in den 250 Jahren von 1749 bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, von kurzen Perioden abgesehen, mehr oder weniger als Feriensitz der Habermann'schen Familie. Heute dient es der Familie Christoph Graf zu Waldburg-Wolfegg, einem Enkel des Hugo von Habermann, als ständiger Wohnsitz. Teile der Schlossgebäude werden auch als Ferienwohnungen vermietet und für Feiern benutzt.
(Text/Auszüge: Josef Hesselbach)